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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Interessantes und Wissenswertes

Um Euch nicht ausschließlich mit Bildern und Berichten unserer Erlebnisse zu langweilen, haben wir hier mal einige Absätze des englischen Reiseschriftstellers Bill Bryson veröffentlicht. In seinem Buch Frühstück mit Känguruhs schreibt er ebenso informativ wie unterhaltsam über Australien. Viel Spaß:


Australien ist das sechstgrößte Land der Erde und die größte Insel. Es ist die einzige Insel die auch ein Kontinent ist, und der einzige Kontinent, der auch ein Land ist. Es ist der erste und der letzte Kontinent der vom Meer aus erobert wurde. Es ist die einzige Nation, die als ein Gefängnis angefangen hat.
Australien ist die Heimat des größten lebenden Wesens auf Erden, des Great Barrier Reefs, und des berühmtesten und eindruckvollsten Monolithen, des Ayers Rock oder Uluro.
Australien ist sehr weit weg und größtenteils unbewohnt. Sein Anteil an der Weltbevölkerung ist verschwindend gering: nur 19 Millionen Menschen leben dort – um mehr als diese Zahl wächst China jedes Jahr.
Die kolossale Leere Australiens ist nicht leicht zu beschreiben. Das Land ist das bei weitem am dünnsten besiedelte in der Welt. In Großbritannien beträgt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte 632 Menschen pro Quadratmeile; in den Vereinigten Staaten 76; weltweit durchschnittlich 117. In Australien jedoch ganze 6!
Selbst diese bescheidene Zahl gibt die Sachlage nicht richtig wieder, denn fast alle Australier leben an ein paar eng benachbarten Stellen an der Küste und kümmern sich nicht um den Rest des Landes. Ja, der Anteil der Menschen die in Städten leben ist mit 86% ungefähr so hoch wie in Holland und fast so hoch wie Hongkong. Im Landesinneren finden sich demzufolge höchstens bei einem Familientreffen sechs Leute, die eine Quadratmeile belegen.

Das Outback ist derart riesig und unwirtlich, das vieles kartographisch immer noch kaum erfasst ist. Selbst den Uluru hatte bis vor wenig mehr als einem Jahrhundert außer den Aboriginies niemand gesehen. Mann kann nicht einmal genau sagen wo das Outback ist. Für Australier ist alles auch nur annähernd ländliche der „Busch“ und ab irgendeinem nicht näher bestimmbaren Punkt wird aus dem „Busch“ das „Outback“. Fährt man noch 2000 Meilen weiter, kommt man schließlich wieder zum Busch und dann zu einer Stadt und dann zum Meer. Das ist Australien.
In Australien wird einem trotzdem nie langweilig. Grund dafür sind unter anderem die albernen australischen Ortsnamen. Ich verbürge mich dafür, das es sich im Folgendem um real existierende Orte handelt: Wee Waa, Poowong, Burrumbuttok, Suggan Buggan, Boomahnoomoonah, Waaia, Mullumbimby, Ewalyamartup, Jiggalong und das höchst befriedigende Tittybong.

80% aller Tiere und Pflanzen in Australien existieren nur dort. Ja mehr noch, sie existieren in einer Vielzal, die zu den harschen Lebensbedingungen gar nicht zu passen scheint. Australien ist der trockenste, flachste, heißeste, ausgedörrteste, unfruchtbarste, klimatisch aggresivste aller bewohnten Kontinente. Nur die Antarktis ist lebensfeindlicher. Das Land ist geologisch so inaktiv, dass, genau genommen, der Erdboden selbst ein Fossil ist. Und dennoch wimmelt es vor Leben in unzähligen Formen. Schon allein bei den Insekten haben die Forscher keinen blassen Schimmer, ob die Gesamtzahl der Arten 100.000 oder mehr als das Doppelte beträgt. Ein Drittel davon ist der Wissenschaft bisher volkommen unbekannt. Bei den Spinnen sogar bis zu 80%.
In Australien gibt es mehr giftige Lebewesen, die einen umbringen können, als irgendwo sonst. Die zehn giftigsten Schlangen leben alle in Australien. Fünf seiner tierischen Bewohner – die Trichterspinne, die Würfelqualle, der Blauringoktopus, der Steinfisch und eine bestimmte Zeckenart tragen jeweils genug Gift in sich, um mehrere gestandene Männer ins Jenseits zu befördern.
Man spielt die Tatsache natürlich gene herunter, dass jedes Mal, wenn man einen Fuß auf den Boden setzt, höchstwarscheinlich etwas angesprungen kommt und einem am Knöchel packt. Mein Reiseführer vermerkt ganz nüchtern das „nur einige“ der australischen Schlangen ernsthaft tödlich sind, darunter die Westliche Braun- oder Schwarzotter, Wüstentodesotter, Östliche Tiegerotter, der Taipan und die Gelbbauchseeschlange. Vor dem Taipan heißt es besonders auf der Hut sein. Es sind die giftigstn Schlangen der Erde, die einen so fix attakieren und deren Gift so schnell wirkt, dass man vor seinem Ableben nur noch röchelt:“Nanu, ist da eine Sch...“ Das Gift des Taipans ist fünfzig mal so tödlich wie das der Cobra, seiner mächtigsten Rivalin. Erstaunlicherweise ist nur ein tödlicher Angriff bekannt: aus Mildura im Jahre 1989.
Der Taipan ist wenigstens 1,5m lang und so dick wie das Handgelenk eines Mannes, was einem eine reelle Chanch gibt ihn zu sichten. Viel grauenhafter ist die Existenz tödlicher Schlänglein wie der kleinen Wüstentodesotter. Gerade mal 20cm lang, liegt sie, hauchdünn von Sand bedeckt, so da, dass man seinen müden Hintern schon auf ihr Haupt gebettet hat wenn es zu spät ist. Noch Besorgnis erregender ist die Point-Darwin-Seeschlange, die nicht viel größer ist als ein Regenwurm und genug Gift in sich hat, dass sie einen, wenn schon nicht umbringen, dann aber doch davon abhalten kann, pünktlich zum Abendessen zu kommen.
Sydneys berühmteste Gefahr ist die Trichterspinne, das giftigste Insekt der Welt mit „hoch toxischem, schnell wirkendem“ Gift. Sie ist 4cm lang, drall, haarig und hässlich. Nach einem einzigen Biss tollt man, wenn man nicht sofort behandelt wird, fest im Griff von unvergleichbar lebhaften Krämpfen herum, dann wird man blau, dann stirbt man. Es sind 13 Sterbefälle vermerkt, doch seit1981, seit es ein Gegengift gibt, keiner mehr.
Wird man nicht plötzlich und unerwartet zu Tode gestochen oder gespießt, wird man vielleicht von Haien oder Krokodilen gefressen, von tückischen Meeresströmungen in den Ozean hinausgetragen, oder man taumelt mutterseelenallein im brütend heißen Outback in einen kläglichen Tod. Ein hartes Land.

Und alt. Seit sechzig Millionen Jahren hat sich Australien geologisch praktisch nicht verändert und konnte damit viele der ältesten Dinge bewahren, die man je auf Erden fand. Die urältesten Felsen und Fossilien, die frühesten Tierspuren und Flussbetten, ja, die ersten schwachen Zeichen des Lebens selbst.
Und zu einem unbestimmten Zeitpunkt in Australiens unendlich langer Vergangenheit – vielleicht vor 45.000 vielleicht vor 60.000, vielleicht vor 70.000 Jahren, aber ganz gewiss, bevor es moderne menschliche Wesen in Amerika oder Europa gab – drang heimlich, still und leise ein zutiefst rätselhaftes Volk ein, die Aborigines.
Sie weisen keine eindeutige rassische oder sprachliche Verwandtschaft mit den Völkern im umliegenden asiatischen Raum auf, und eigentlich ist ihre Anwesenheit auf dem Kontinent nur dann plausibel, wenn man annimmt, dass sie mindestens 30.000 Jahre vor allen anderen Menschen hochseetaugliche Schiffe ersannen, bauten, sich auf eine ungewisse Reise begaben und dann fast alles, was sie gelernt hatten, vergaßen oder sich nicht mehr dafür interessierten, ja sich überhaupt kaum noch mit dem offenen Meer einließen.

Soviel dazu. Abschließend kann man nur sagen, Australien ist ein tolles Land. Die Leute sind ungeheuer liebenswürdig – fröhlich, extrovertiert, schlagfertig und stets zuvorkommend. Ihre Städte sind sicher und sauber und fast alle am Wasser gebaut. Die Gesellschaft reich, wohlorganisiert und von Natur aus egalitär. Das Essen hervorragend, das Bier kalt. Die Sonne scheint fast immer. An jeder Straßenecke gibt es Kaffee. Viel besser kann das Leben nicht werden.

aus Bill Bryson - Frühstück mit Känguruhs

Hier sieht man die enormen Ausmaße Australiens, im Vergleich zu Europa



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